Italiener Witze

Wer kennt sie nicht, die beliebten Italiener Witze, gehören sie doch seit vielen Jahrzehnten zum ebenso zum Repertoire jedes Stammtisches wie etwa die dreckige Witze oder die Polen Witze! Auch die Italiener Witze haben eine lange Geschichte, denn sie waren schon in den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gewissermaßen die Antwort des viel zitierten "kleinen Mannes" auf die Zuwanderung vieler Italiener nach Deutschland.


Italiener Witze

Herkunft der Italiener Witze

Anders als so manche spätere Volksgruppen, kamen die Italiener allerdings nicht als Flüchtlinge, die mehr oder weniger notgedrungen in Deutschland aufgenommen wurden. Nein, sie kamen auf Einladung der deutschen Regierung, die damit auf den Arbeitskräftemangel reagierte, der eine Folge des Wirtschaftswunders war. Viele Firmen und Fabriken konnten im Inland nicht mehr genügend Arbeitskräfte finden, und so wurden die ersten Ankömmlinge aus Italien mit Freuden begrüßt! Grundlage für diese Zuwanderung von Arbeitsmigranten (die man damals einfach als "Gastarbeiter" bezeichnete, was natürlich implizierte, dass sie nach einigen Jahren wieder in ihre Heimat zurückkehren würden) war das Deutsch-italienische Anwerbeabkommen von 1955, mit welchem einerseits dem Arbeitskräftemangel in Deutschland, andererseits aber auch dem italienischen Handelsbilanzdefizit mit Deutschland abgeholfen werden sollte. - In beiden Bereichen war dieses Abkommen übrigens so erfolgreich, dass ihm Abkommen mit weiteren Ländern, wie etwa Spanien, Griechenland und der Türkei folgten, die zur Zuwanderung weiterer Volksgruppen nach Deutschland führten.

Der Durchschnittsdeutsche bekam in jenen Jahren auf jeden Fall erstmals Ausländer mit dunklen Haaren "in freier Wildbahn" zu sehen, und aus einer gewissen Hilflosigkeit heraus ihnen gegenüber versuchte man alsbald, ihre echten oder vermeintlichen Eigenarten oder Schwächen zu thematisieren. Viele Italiener Witze waren damals auch gar nicht wirklich böse gemeint, rassistische oder diskriminierende Sprüche oder Witze, die man heute, nach einer weit gehenden Sensibilisierung im Zuge der "political correctness" eher meiden würde, waren zumeist gar nicht wirklich ernst oder tatsächlich abwertend gemeint. Das beste Beispiel für diese Unschuld ist der zumindest unseren älteren Mitbürgern noch gut bekannte Schlager von Conny Froboess aus dem Jahre 1962, von dem es unter dem Titel "Un bacio all'italiana" sogar eine italienische Fassung gibt! Über der lustigen Melodie tritt der eigentlich traurige Text des Liedes beinahe in den Hintergrund, der das Heimweh der vielen italienischen "Gastarbeiter" thematisierte.

Die kleinen Italiener

Die meisten Italiener, die nach Deutschland kamen, waren von eher kleiner Statur und zeichneten sich durch dunkle Haare und einen eher dunklen Teint aus. Sie schienen sich hauptsächlich von Nudeln und einem seltsamen Gericht namens "Pizza" zu ernähren und sorgten, so sie denn mit Familie in Deutschland waren, bald für reichlich Nachwuchs, während die Deutschen immer mehr zur so genannten "Ein-Kind-Familie" tendierten.

Als schließlich im Zuge des Ölpreisschocks in den 70er Jahren die Arbeit knapper wurde und die Arbeitslosenzahlen auch in Deutschland anstiegen, sahen viele Deutsche die vielen Italiener plötzlich als Konkurrenten am Arbeitsmarkt an, was zu einem raschen Ansteigen von Ressentiments gegen die italienischen Mitbürger führte, die sich in einer wachsenden Zahl von Italiener Witzen Luft machten, wobei die Grenze zur Beleidigung oder gar Verachtung nicht selten überschritten wurde. Die meisten Italiener wurden auf einmal als kleinwüchsige "Katzlmacher" oder "Spaghettifresser" tituliert, die den ganzen Tag nichts anderes machten, als sich mit Pasta vollzustopfen, Fußball zu spielen und nächtens für zusätzlichen Nachwuchs zu sorgen.

Deutsche Männer sind neidisch

Besonders deutsche Männer blickten nicht selten sorgenvoll oder auch neidisch auf den Erfolg, den ihre italienischen Kollegen oder Mitbürger beim schwachen Geschlecht oft verbuchen konnten: viele deutsche Frauen waren vom südländischen Temperament italienischer Burschen angetan, und dies bildete einen willkommenen Hintergrund für Italiener Witze à la "Der Ehemann kommt früher von der Arbeit heim...!"

Eine weitere "offensichtlich" italienische Spezialität, die gerne in einschlägigen Witzen zur Sprache gebracht wurde, waren und sind die Umtriebe des organisierten Verbrechens, das im Wort von der "mafiösen Struktur" echt italienische Wurzeln findet. Dass in immer mehr größeren und kleineren Orten auf einmal italienische Restaurants aus dem Boden sprossen wie die Pilze, führte bei nicht wenigen Deutschen zu Misstrauen, "ob denn da auch alles mit rechten Dingen" zuginge: es konnte ja wohl nicht sein, dass diese Ausländer, die ja erst vor wenigen Jahren mit nichts als "einem Haufen Kinder" nach Deutschland gekommen waren, auf einmal genügend Geld hatten, um ein Restaurant nach dem anderen zu eröffnen! Und wenn dann tatsächlich einmal eine italienische Eisdiele oder eine Pizzeria wegen Geldwäsche oder anderen Vergehen belangt wurde, so wurde dies natürlich als Beweis für die lange gehegten Vermutungen angesehen, und schon fand man Stoff für viele neue und lustige Italiener Witze. In solchen Überlegungen haben wohl auch die zahlreichen Witze über die angeblich arbeitsscheuen Italiener ihren Ursprung - man war wohl der (übrigens vollkommen irrigen!) Ansicht, dass der Betrieb einer Pizzeria, eines Restaurants oder einer Eisdiele mit viel weniger Arbeit verbunden sei, als ein Job in der Fabrik!

Familiärer Zusammenhalt

Ein weiterer wichtiger Anlass für Witzeleien über Italiener ist deren familiärer Zusammenhalt: die bekannte Kinderliebe und die Achtung, welche gerade italienische Männer ihren Müttern entgegen bringen, ist zusammen mit der in Italien noch oft anzutreffenden Großfamilie ein willkommener Nährboden für eine Vielzahl von Sticheleien und Witzeleien, welche die angebliche Unselbständigkeit der Italiener zum Thema hat. Gerade in jüngster Zeit erhält diese Sparte der Italiener Witze neue Nahrung durch die offizielle Feststellung, dass ein erheblicher Teil der italienischen Männer bis zur Hochzeit noch bei den Eltern, speziell bei der "Mama" lebt, und dass nicht wenige unserer italienischen Zeitgenossen selbst nach der Hochzeit noch regelmäßig das "Hotel Mama" in Anspruch nehmen. Und dass "Mama" besser kocht, als die Ehefrau, ist auch unter deutschen Männern eine bekannte Maxime, auch wenn man es vielleicht nicht so offen zugibt, wie der italienische Kollege!

Wer diese Hintergründe kennt, der kann sich sicherlich über die große Zahl von Italiener Witzen freuen und oft auch herzlich lachen, ohne dass er deswegen unsere italienischen Freunde und Mitbürger diskriminiert - und er wird auch gerne mitlachen, wenn diese sich mit entsprechenden Witzen über den "deutschen Michl" und dessen Dröseligkeit revanchieren! Einem guten und herzlichen Miteinander sollten diese Witze keineswegs im Wege stehen, viele von ihnen machen uns unsere Mitbürger sogar sympatisch, und auch wir Deutschen werden, seit ein Deutscher auf dem Stuhl Petri sitzt, von den Italienern viel lieber gesehen und besser beurteilt!

Sprüche - Das Buch
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