Witze sind eine bestimmte Erzählform, die sich mit Reimen ausgestattet und in Versform geschrieben, Gedicht nennen würde. Lustige Gedichte funktionieren allerdings anders als Witze, weil es mehr auf den Wortwitz ankommt und die Pointe am Schluss schwerer zu setzen ist. Es geht also mehr um ausgewogene Humordichte im gesamten Gedicht und einen runden, glaubwürdigen Abschluss. Früher machte man es sich zur Aufgabe, zu jedem Geburtstag eines Familienangehörigen etwas zu dichten, was Laune machte. Man zog sich gerne verbal durch den Kakao, ohne sich verletzen zu wollen. Heutzutage ist der persönliche Touch im Gedicht dem riesigen Internetfundus gewichen, aus dem sich jeder bedienen kann. Man macht sich oft noch nicht einmal die Mühe, etwas umzudichten. Außerdem hat sich auch der Humor selbst mit den Jahren verändert. Lustige und dabei sehr intelligente Gedichte von Tucholsky, Ringelnatz, Morgenstern, Busch oder Kästner kommen heute kaum noch an. Webseiten, auf denen man lustige Gedichte dieser Autoren findet, sind immer Garanten für echten Humor. Daneben tummeln sich aber viele Homepages, die Nonsensgedichte, gereimte Blödeleien und anderes verbreiten, was nicht jedem gefällt. Beim Humor und in der Poesie sind die Geschmäcker je nach Generation und Bildungsstand sehr unterschiedlich.
Reime zu machen, ist eigentlich gar nicht schwer. Reimlexika helfen dabei, die Bandbreite der Möglichkeiten auszuschöpfen. Hat man erst einmal einen Beginn gefunden, muss man nur noch Worte durch seine humoristische Ader fließen lassen. Launige Anspielungen, doppeldeutige Formulierungen und ein bisschen Übertreibung gehören in ein lustiges Gedicht, aber vor allem soll es mindestens zum Schmunzeln anregen. Auch hier ist verbale Gewitztheit ein wichtiges Element, ähnlich wie im Witz. Literaten wie Ringelnatz, Morgenstern oder Kästner hatten großen Spaß am absurden Moment. Bei Theodor Storm oder Goethe findet man deutlich weniger Lustiges. Nicht jedem ist Humor gegeben, wenn es um die Dichtkunst geht. Oder etwa doch? Hunderte von Gedichten der Weltliteratur dienten schon dazu, verballhornt oder umgedichtet zu werden. "Der Erlkönig" entfaltet seinen wahren Charme erst auf Sächsisch. Lustige Umdichtungen von Klassikern der Dichtkunst begeistern viele, ohne dass alle Zuhörer die Originalvorlage erkennen oder kennen. Zu den moderneren Meistern der lustigen Dichtkunst durfte sich Heinz Erhard rechnen, dessen relativ harmloser Humor die Fünfziger und Sechziger begleitete. Heute findet man in dem einen oder anderen Gedichtforum gelegentlich Umdichtungen von Goethe-Klassikern - nun allerdings unter Titeln wie "Wer surft so spät durch Nacht und Netze". Vom Originalinhalt bleibt heutzutage nichts erhalten, nur die Gedichtstruktur wird übernommen. Ob Goethe es wertschätzen würde, dass ihm so eine Reverenz erwiesen wird? In mancher Umdichtung erweist sich, dass der Neuverfasser keine Ahnung von Poesie hat, sondern nur auf Teufel komm 'raus witzig sein möchte. Der Versuch mag ehrenhaft sein, aber Humor ist eine ebenso hohe Kunst wie die Dichtkunst.
Was lustig ist, sehen die verschiedenen Generationen ganz unterschiedlich. Verbalkracher, über die die jungen Leute sich schieflachen können, ringen der älteren Generation oft nur Kopfschütteln ab. Für sie wusste Loriot viel besser, was Humor ist. Viele ältere Menschen können in der Schule auswendig gelernte Gedichtklassiker noch heute aus dem Kopf rezitieren. Sie haben durchaus Humor für eine lustige Umdichtung - nur intelligent sollte sie sein. Zum Lachen bringen einen dabei
Widersinniges, Verrücktes, Situationskomik und Unlogisches darf im lustigen Gedicht gerne Platz nehmen, wenn es den Gesamtinhalt auflockert und zur allgemeinen Erheiterung beiträgt. Feine Unterschiede werden zwischen Heiterkeit und Lachsalven zu machen sein. In Büttenreden oder im Kabarett kann man bestens studieren, wie man Lacher gezielt planen und betexten kann. Lachsalven aus der Konserve in einer Sylvestersendung zeigen an, dass die lustigen Gedichte, Witze oder Sketche nicht wirklich witzig sind. Humor ist überhaupt eine Gratwanderung, ebenso wie der Witz. Man kann sich damit gewaltig in die Nesseln setzen. Wenn man den Opa zum Achtzigsten als wandelndes Ersatzteillager beschreibt, ohne seine Liebe in die Zeilen fließen zu lassen und ihn am Ende gut dastehen zu lassen, kann die Sache ins Auge gehen. Im Familienkreise definieren sich lustige Gedichte oftmals durch die Anspielungen, die man nur als Eingeweihter versteht. In der Poesie muss aber an eine andere Humor-Ader appelliert werden, die in jedem vorhanden ist. Scherzgedichte tun niemals weh, sondern bringen mindestens ein Schmunzeln auf die Gesichter der Zuhörer. Eine Kurzform des lustigen Gedichts ist der Limmerick, der immer aus fünf Zeilen besteht. Auch sein Reimschema ist einigermaßen festgelegt. Wichtige Elemente eines Limmerick sind seine verbale Rhythmik und die Pointe am Ende, die ihn am ehesten unter allen poetischen Formen in die Nähe des Witzes rückt. Man kannte diese Reimform schon im Mittelalter, bezieht ihre Herkunft aber meistens auf Großbritannien, wo Limmericks es zu großer Beliebtheit gebracht haben. Ein typischer Limmerick lautet
Ein Kettenraucher aus Nizza,Hier wird klar, wie der Aufbau eines Limmericks funktioniert und wie die Pointe konstruiert wird. Auf Basis dieses einfachen Reimschemas kann man lustige Gedichte entwickeln. Ein gelungener Fünfzeiler ist besser als eine Endlos-Ode, die nicht zum Lachen reizt. Ein Witz ist pointiert und folgt einer genau überlegten Dramaturgie - ebenso sollte auch das lustige Gedicht verfasst sein. Die humoristische Ader kann genauso in der Absurdität der erzählten Geschichte liegen wie in der Wortwahl, den eingebrachten Anspielungen persönlicher Natur oder den gewählten Reimen.
Brennt das Fieber heiß wie Feuer, ist das Heizen halb so teuer.
Im Wald da rauscht der Wasserfall, wenn’s nicht mehr rauscht is’s Wasser all.
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Wer Arbeit kennt und danach rennt, und sich nicht drückt, der ist verrückt.
Fällt der Fön Dir in die Wanne, war das Deine letzte Panne.
Drum prüfe wer sich ewig trennt, ob er auch schon was besseres kennt.
Ich pfeif‘ auf jeden -ismus für einen Teller Grießmus mit Zucker und mit Zimt.
Die Gattin des Deutschlehrers wollte mal besonders poetisch sein und erzählt ihrem Mann am Kaffeetisch: „Als ich heute früh aus dem Fenster...
Wer nicht mehr weiter weiß, der bildet einen Arbeitskreis.
Hast du Lust, nimm einen zur Brust, hast du Gelüste, nimm beide Brüste.
Liegt ein Auge auf dem Tresen ist ein Zombie dagewesen.
Scheiße in der Lampenschale gibt gedämpftes Licht im Saale.
Ach wie gut, dass niemand weiß, auf wen und was ich alles scheiß…
Die 5 Tips fürs Leben: Sage was wahr ist trinke was klar ist esse was gar ist sammle was rar ist und...
Wenn mann bedenkt wie er da hängt, so locker und lose in meiner Hose, so dick und rund, oh du mein geliebter...
Hast Du heute gar kein Glück, ruf den Strick, der bringt’s zurück!
Wenn alles schläft und einer spricht, so nennt man dieses „Unterricht“!