Tierwitze

Tierisch lustig - Tierwitze und warum wir über sie lachen: Tierwitze gibt es so lange, wie es Humor überhaupt gibt. Das Tier im Witz steht für eine menschliche Eigenschaft, es handelt sich um eine Übertragung menschlicher Charakterzüge und Verhaltensweisen auf ein passendes Tier. Wenn in einem Witz ein Schwein vorkommt, kann sich jeder gleich vorstellen, was für eine Art Persönlichkeit das sein wird: Etwas laut, etwas grob, vielleicht auch dick oder sogar fett, eher eine derbe Frohnatur als ein feingeistiger Schönling. Tiere stellen damit eine einfache Möglichkeit dar, dem Zuhörer - oder Leser - eines Witzes ohne lange Erklärung klar zu machen, mit welchen Figuren er es zu tun hat.


Tierwitze
Häschen Osterhasen

Dieses simple und effektive Mittel in der Witztechnik existiert, wie erwähnt, schon eine lange Zeit. Anwendung fand es seit jeher in der so genannten Fabel. Die ersten schriftlich überlieferten Zeugnisse von Tiergeschichten datieren aus dem dritten Jahrtausend vor Christus. Die Sumerer setzten humorvolle Fabeln zur Bildung ihrer Kinder in den Schulen ein.

Es steht aber zu vermuten, dass der Tierwitz eine noch weitaus längere Geschichte hat. Betrachtet man zum Beispiel die Märchen und Sagen, die traditionellen mündlich überlieferten Erzählungen von Naturvölkern, wird man in ihnen sehr häufig Tiere als Protagonisten finden. Der Ursprung dieser Mythen ist so alt wie die Menschheit selbst. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass der "tierische Humor" seit der Entstehung von Sprache eine wichtige Rolle spielt. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, dass unsere frühen Vorfahren schon Witze mit Tieren machten, noch bevor die ersten Worte entstanden - man denke einfach an den "Elefantenrüssel", den jedes Kind früher oder später macht, indem es sich mit einer Hand an die Nase greift, mit der anderen den Rüssel nachahmt und geräuschvoll und lachend trötet.

Die Beliebtheit von Tierwitzen liegt also ganz klar darin, dass jeder sie nachvollziehen kann. Dies ist aber nicht der einzige Faktor, der Tierwitze zum jahrtausendelangen Dauerbrenner der Komik macht. Wichtig ist dabei auch, dass sich durch die Übertragung auf das Tier Dinge sagen lassen, die andernfalls abgelehnt werden würden. Es lassen sich auf diese Weise Tabus umgehen oder sogar politische Statements machen.

Tierwitz und Wortwitz

Manchmal gehen auch der Tierwitz und der Wortwitz Hand in Hand, um politische oder gesellschaftliche Situationen zu kommentieren, wie zum Beispiel in diesem Witz aus den Zeiten des Dritten Reiches: "Hitler und sein Chauffeur überfahren eine Sau. Der Fahrer rennt zum Bauern, kommt erst nach Stunden wieder, sturzbetrunken und beschenkt mit Würsten und Schinken. 'Was hast du ihm gesagt', fragt Hitler. Der Fahrer: 'Heil Hitler, das Schwein ist tot! Da haben sie mich eingeladen.'" - Eine Pointe, die ohne den tierischen Humor nicht geduldet worden wäre!

So können die Fabel und der Tierwitz dort zur Waffe werden, wo offene Kritik verboten ist. Man setzt den Gegner mit einem Tier gleich, dem unangenehme Eigenschaften zugeschrieben werden. So gilt die Schlange zum Beispiel spätestens seit der Genesis, der Schöpfungsgeschichte der Bibel, als Symbol des Bösen, des Verführerischen und Verderbenden. Will man einem Menschen nun Falschheit unterstellen, kann man ihn in einem Witz mit der Schlange gleichsetzen. Auch für den verführerischen, den sexuell besetzten Aspekt der Schlange lassen sich etliche exemplarische Witze finden. Man denke nur an die sprichwörtliche "Hosenschlange", beziehungsweise die "einäugige Schlange" oder auch den folgenden Witz: "Zwei Schlangen kommen an einem Teller Spaghetti vorbei. Entrüsten sich beide: 'So klein und schon Gruppensex!'"

Welche Eigenschaften einem Tier zugeschrieben werden, und wie es also im Witz zu verwenden ist, ist kulturell unterschiedlich. Während beispielsweise das Schwein in der westlichen Welt eher als Symbol für Derbheit, Dickleibigkeit oder Ungepflegtheit hergenommen wird, gilt es in vielen asiatischen Kulturen als Inbegriff der Weisheit und Ruhe. Ob jemand einen Tierwitz versteht, hängt also zumindest teilweise auch davon ab, in welchem Kulturkreis er oder sie aufgewachsen ist. Humor ist eben auch eine Sache, die man lernen kann - und muss. Zum Glück ist das nicht anstrengend, sondern macht so viel Spaß, dass man als Kind gar nicht merkt, dass man sich gerade Humorfähigkeit antrainiert.

Beliebig kombinierbar

Insgesamt ist der Tierwitz mit praktisch jeder anderen Witzform kreuzbar. Spaßig wird es zum Beispiel, wenn man ihn mit dem Nonsens oder der Scheinlogik kreuzt, wie in diesem Exempel: "Warum können Schweine kein Fahrrad fahren? Weil sie keinen Daumen zum Klingeln haben!" Aber auch viele andere witzige Mischformen würzen diese Art des Humors. Allgemein lässt sich sagen, dass der Tierwitz mit dem Mittel der Übertragung arbeitet. Die menschlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen werden auf die Tierwelt übertragen. Dadurch ergibt sich ein größerer Abstand zu den Handelnden - oder Erleidenden - des Witzes und eine Lehre kann leichter gezogen werden. Der Tierwitz hält dem Menschen sozusagen einen Spiegel vor.

Schließlich ist Humor als Unterart der Kommunikation nie völlig zweckfrei. Wer einen Witz macht, hat dafür immer eine Motivation. Untersucht man verschiedene Tierwitze, stellt man schnell fest, dass der "Löwenanteil" dieser Witzgattung eher harmloser Natur ist. Sie sind ein wenig anzüglich, thematisieren gelegentlich das Verhältnis zwischen Mann und Frau, bleiben dabei aber zumindest hierzulande und heutzutage auf einem vergleichsweise unverfänglichen Niveau. Tierwitze sind häufig die Art von Witzen, die man auch im Büro erzählen kann, ohne die Stimme zu dämpfen, oder die sich gut auf Postkarten machen.

Wie wir weiter oben gesehen haben, gibt es aber auch durchaus Tierwitze, die eine härtere Gangart einlegen und sich beispielsweise unter dem Deckmantel des Humors gegen herrschende Verhältnisse wenden, oder auch solche, die in sexueller Hinsicht reichlich explizit werden. Der Phantasie sind beim tierischen Humor eben keine Grenzen gesetzt - er ist das Freilaufgehege fürs Zwerchfell!

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