Schweinische Witze

Der schweinische Witz erfreut sich allseits reger Beliebtheit. Meist ist er Höhepunkt gegenseitigen Witzeerzählens in lockerer und vertrauter Runde. Bei einigen Gläschen Wein fängt der erste an, seinen Lieblingswitz wiederzugeben. Der Freund möchte ihm in nichts nachstehen und gibt seinerseits einen Gag zum besten. So geht es reihum weiter; jeder will noch "einen obendrauf setzen". Irgendwann werden aus den Witzen Zoten, die Zweideutigkeit steigt. Dann kommt der erste schweinische Witz- und alle prusten nur noch los. Als schweinischen Witz bezeichnet man einen Witz mit sexuellem Hintergrund, meist eine Veralberung bestimmter sexueller Neigungen und Wünsche. Er ist derber als ein schmutziger Witz und auch anzüglicher. Während ein schmutziger Witz mit sexuellen Tabus und Neigungen spielt, kommt der schweinische Witz konkret auf den Punkt.


Schweinische Witze

Prüderen Menschen könnte diese Art Humor unangenehm sein, da sie recht deutlich und unmissverständlich ist. Oftmals ist der Inhalt vulgär und eher platt und sollte daher nur in privater, enger Runde im Freundeskreis erzählt werden.

Frauen könnten sich durch einen schweinischen Witz herausgefordert oder angesprochen fühlen und finden ihn dadurch eher unangenehm, wenn der Erzähler nicht zum engen Freundeskreis gehört.

Die Übergänge von einem schweinischen Witz zu einem dreckigen, versauten oder schmutzigen Witz sind fließend. Meist kann man einen derben Witz nicht konkret in eine der Kategorien einteilen.

Komödiantische Meister in Sachen schweinischer Humor

Während sich derzeit viele Comedians aus kommerziellen Gründen eher auf zweideutige Andeutungen beschränken, gab es in den 70er und 80er Jahren mehrere Komödianten und Fernsehformate, die sich auf das Erzählen schweinischer Witze spezialisiert hatten:

  • Benny Hill
  • Der 1992 verstorbene britische Komödiant, Schauspieler und Sänger verstand sich wie kein anderer auf sexuelle Doppeldeutigkeit und erotischen Anspielungen in seinen Sketchen.
  • Klimbim
  • Die ab 1973 über viele Jahre sehr erfolgreiche Sketchreihe war eine der ersten deutschen Comedyshows überhaupt. Produzent Michael Pfleghar setzte damals bewusst auf eine starke Sexualisierung, den Einsatz nackter Haut, Provokation und Anrüchigkeit, um die damals extrem prüde Medienlandschaft aufs Korn zu nehmen und herauszufordern.
  • Sketchup
  • 1983-1986 wurde die deutsche Sketchserie mit Dieter Krebs, Beatrice Richter und später Iris Berben zu einem der erfolgreichsten deutschen TV-Formate der damaligen Zeit. Neben banalem Slapstick und einfach gestricktem Wortwitz waren viele Sketche auch mit sexuellen Anspielungen und Mehrdeutigkeiten gepaart.

Auch der deutsche sehr erfolgreiche Comedian Atze Schröder setzt in der gleichnamigen TV-Serie (1999-2006) auf diese Art Witz. Allerdings bedient er sich einer eher zurückhaltenden Variante, die dem Zuschauer viel Platz für die eigene Phantasie überlässt und dadurch "salonfähig" fürs deutsche Fernsehen ist.

Schweinische Witze waren schon immer beliebt

Geht man viele Jahre zurück in die Geschichte vor Christi Geburt, liest man bereits von den alten Römern um Gaius Julius Caesar, dass diese bei ihren Trinkgelagen nicht nur Weib, Wein und Gesang zugetan waren, sondern auch Meister des Erzählens schweinischer Witze waren. Dem standen die Griechen nach erfolgreichen Jagdzügen in nichts nach.

Generell sagt man es seit jeher eher den einfachen, weniger gebildeten Personen nach, sich schweinischer Witze zu bedienen und sich köstlich darüber zu amüsieren. Doch wie bei so vielem ist auch dies lediglich ein Klischee, bei dem der Wahrheitsgehalt recht gering ist. Zu vorgerückter Stunde lachen sowohl ein Bauer und ein Handwerker, als auch ein Professor und sein Student über schweinische Witze herzhaft und laut. Jeder Mensch hat ja nun mal seinen eigenen Humor und die persönliche Schamgrenze. Jedoch diese wird bei den schweinischen Witzen immer bewusst übertreten.

Den meisten Frauen liegt der offene Umgang mit schweinischen Witzen eher nicht. Da muss es schon der engste Freundeskreis oder besser die vertraute Damenrunde sein, um sich den Freuden schweinischer Witze zu bedienen. Zu groß ist doch die Scham dann trotz aller Aufgeklärtheit und Unverfänglichkeit. Das klassische Erziehungsbild der Frau lässt den Umgang mit schweinischen Witzen nur sehr schwer zu.

Schweinisches liegt in der Natur des Menschen

Fragt man Psychoanalytiker, warum der schweinische Witz so beliebt ist, begründen diese es meist damit, dass jeder sich in einem schweinischen Witz ausleben kann, ohne sich eine Blöße geben zu müssen. Gerade weil diese Art Humor in den meisten Fällen unter der Gürtellinie und somit in einer Tabuzone liegt, kann der Erzähler einmal richtig frei über sexuelle Triebe und zwischenmenschliche Pannen witzeln, ohne auch nur einen winzigen Teil seiner eigenen Vorstellungen und Vorlieben zu verraten.

Der schweinische Witz kann frei und grenzenlos alle Arten menschlicher Abgründe und sexueller Triebe beschreiben und über sie herziehen. Er kann Verfehlungen aufdecken, Geschlechter in ihre Klischees verweisen und Randgruppen lächerlich machen, ohne das es dem Erzähler angeprangert wird oder es gar als seine persönliche Einstellung angesehen wird. Dies unterscheidet den schweinischen Witz von vielen anderen Arten des Witzes: derb, grob, direkt und immer sexistisch.

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