Beamten Witze

Faul, fauler, Beamter - Beamtenwitze. Der Beamtenwitz ist ganz klar ein Notwehrwitz. Häufig werden die Witze über Beamte fälschlicherweise als Randgruppenwitze abgetan. Es steht hier jedoch nicht die Diskriminierung im Vordergrund, sondern der Humor als einziges vor dem Strafgesetzbuch legitimes Mittel - wenn man sie nicht erschlagen darf, muss man zumindest über sie lachen! An dieser scherzhaften Erklärung zu Beamtenwitzen ist weit mehr dran, als man auf den ersten Blick meinen würde. Tatsächlich empfindet der normale Bürger den Beamten nicht ganz zu Unrecht als bedrohliche Naturgewalt. Die Aufgabe eines Beamten ist es in vielen Fällen nicht, dem einzelnen Bürger zu helfen, sondern die Gesetze und Richtlinien des Staates durchzusetzen. Diese mögen dem Schutz der Allgemeinheit dienen, sind aber für das Individuum nicht selten eine enorme Härte. Die Beliebtheit des Beamtenwitzes erklärt sich aus diesem Widerstreit zwischen individuellen Interessen, Wünschen und Bedürfnissen auf der einen Seite und der strengen Wahrung eines auf das Allgemeinwohl ausgelegten Regelwerks auf der anderen Seite. Es ist selbstverständlich, dass es dabei immer wieder zu Konflikten kommt. Ein Beamtenwitz lockert dann auf.


Beamtenwitze

Der Gesetzgeber kann nicht jedem Bedürfnis der einzelnen Menschen seines Staates gerecht werden, und der Beamte, der die ausführende Kraft dieser Richtlinien ist, macht sich automatisch Feinde. Allerdings zielen die Beamtenwitze natürlich nicht nur auf den Beamten, der einfach nicht anders kann, als sich in Einzelfällen so zu verhalten, dass es für den Betroffenen unerfreulich ist.

Bürokratie wird aufs Korn genommen

Beamtenwitze nehmen zumeist das aufs Korn, was man landläufig unter "Bürokratie" versteht: Den gewaltigen Apparat an Beamten aus Finanzämtern, Gesundheitsämtern, Meldestellen, Bürgerämtern, Polizei und was es noch so alles an offiziellen Stellen gibt. Je größer eine Behörde, desto mehr Raum für ungerechte Behandlung gibt es dort, und desto eher wird man Beamtenwitze darüber finden.

Im Grunde könnte man den Beamtenwitz als Form des zivilen Ungehorsams deuten. Nicht umsonst werden Menschen in totalitären Regimes für genau diese Art von Humor gefangen genommen und unter den schlimmsten Bedingungen ins Gefängnis gesteckt. Humor ist eine Form der Rebellion, und als solche für jeden Staat gefährlich, der nicht durch seine Bürger getragen wird.

Nun ist natürlich nicht jeder, der einen Beamtenwitz erzählt, auch einer, den man auf Demonstrationen gegen den Staat sehen kann. Der Beamtenwitz ist, je nach spezifischer Ausprägung, sogar ein fester Bestandteil eines Systems, in dem nicht alles glatt läuft. Die kleine Rebellion in Form des Beamtenwitzes ist erlaubt und wird als Ventil für Frustration toleriert, solange es unter vorgehaltener Hand geschieht.

Auch die deutschen Beamten selbst wissen natürlich, dass es Beamtenwitze gibt, und sicher erzählen sie sich solche sogar untereinander. Doch kaum jemand käme auf die Idee, seiner Finanzbeamtin einen gehässigen Beamtenwitz zu erzählen - zumindest, sofern er nicht neugierig ist, wie kreativ die Finanzgesetzgebung gegen ihn ausgelegt werden kann.

Beamte gelten auch heute noch als privilegiert. Dass dies heutzutage in der Praxis gar nicht mehr unbedingt stimmt, findet hier später noch Erwähnung, doch in der öffentlichen Wahrnehmung ist ein Beamter meist noch immer jemand, der einen besonders sicheren, überdurchschnittlich gut bezahlten Job hat - für den er nichts können muss. Soweit die Volksmeinung. Es ist kein Wunder, dass sich hieraus der Beamtenwitz entwickelt hat.

Extrembild des Staatsbediensteten

Der Beamtenwitz zeichnet das Extrembild des Staatsbediensteten: faul, einfältig, unfähig bis hin zu boshaft steht er den Interessen des Bürgers im Weg. Wer einen Beamtenwitz erzählt, der hat vermutlich gerade Kontakt zu einem Beamten oder einer Behörde gehabt, oder ermuntert jemanden, der das hatte.

So ist der Beamtenwitz meist eine mehr oder weniger versteckte Beleidigung, mit der man sich an dem Menschen rächt, der einem gerade Ungemach bereitet hat. Da dem Bürger jeder andere Weg versperrt ist, verlegt er sich auf den Witz als Waffe - im Vergleich zur Maschinenpistole auf jeden Fall eine gute Wahl.

Die milderen Beamtenwitze werden gern auch von Beamten selbst erzählt. In diesen wird zum Beispiel deutlich, dass nicht alle Beamten gleich sind, oder es handelt sich generell um eher nette Späße als fiese Scherze.

Wirklich gehässige und böse Beamtenwitze erzählen meist eher die Menschen, die Probleme mit der Bürokratie bekommen haben. So schlägt man zurück, wo man sich nicht wehren kann. Es ist zugleich ein bisschen die Lust an der Rebellion, die vielen Menschen innewohnt. Die Freude daran, gegen "die da oben" zu meckern und sich damit in einer hierarchischen Welt nicht mehr ganz so klein zu fühlen.

Humor kann immer auch eine Waffe sein, und im Falle des Beamtenwitzes ist sie das ganz offensichtlich. Der Mensch greift zum Scherz und zeigt damit, dass er zwar nach den bürokratischen Richtlinien unterlegen ist, eigentlich aber viel smarter.

Ein gelungener Witz, ob über Beamte oder nicht, ist schließlich immer auch ein bisschen Demonstration von Intelligenz und letztlich von Überlegenheit. Wer einen guten Witz macht, der weiß genau, in welcher Situation er sich befindet. Um einen wirklich gelungenen Witz zu machen, muss man den Überblick haben und wissen, wo man selbst steht und wie man eingeschätzt wird und mit wem man es zu tun hat. Der Beamtenwitz funktioniert genau so.

Daher sollte jeder einen gewissen Vorrat an Beamtenwitzen haben. Niemand entkommt den Mühlen der Bürokratie und den kleinkarierten Klischee-Beamten. Um sich zumindest innerlich gegen diesen Ärger zu wappnen, sollte man sich am besten gleich eine ganze Reihe von Beamtenwitzen merken. Die könnten vielleicht sogar mal richtig praktisch werden, wenn man es mit einem humorvollen Beamten zu tun hat, den man für sich einnehmen möchte. Ein kleiner Scherz kommt eben immer gut, wenn er denn zur rechten Zeit am passenden Ort gebracht wird.

Der Beamtenwitz ist also nicht einfach nur lustig, sondern er kann sogar nützlich sein!

Sprüche - Das Buch
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