Raucherwitze

Raucher eignen sich ebenso wie allen anderen Menschen dazu, durch den Kakao gezogen zu werden. Als Anlass kann so gut wie jeder Zusammenhang genommen werden, der sich finden lässt: Vermeintliche Brände, verschiedene Rauchertypen, die Sterblichkeit von Rauchern, ihr Suchtverhalten, die berühmte "Zigarette danach", der bekannte Schlankmacher-Effekt des Rauchens, notorisch rauchende Prominenz und vieles andere mehr.


Raucherwitze

Qualmend durch die Welt gegangen

Der Raucher ist eigentlich kein Stereotyp, da er aus allen Gesellschaftsschichten stammen kann, in jeglichem Berufsfeld vorkommt und in jeder Altersgruppe. Männer, Frauen und junge Menschen rauchen, Ärzte und Anwälte sind ebenfalls des Rauchens schuldig. In welchen Zusammenhang das Rauchen als Witzinhalt jeweils gestellt wird, ist unterschiedlich - und daraus ergibt sich auch, in welche anderen Witzsparten man einen Raucherwitz auch noch einordnen könnte. Beim Rauchen geht es nicht nur um Zigaretten, Pfeifen und Zigarren, sondern auch um die Friedenspfeifen der Indianer in Händen Weißer oder das berühmte Haschischpfeifchen. Rauchen ist seit vielen Jahrhunderten in vielen Kulturen heimisch. Dem klassischen Raucherwitz steht der Nichtraucherwitz als Gegenmodell mit Lachpotential gegenüber. Die einen lachen und lästern traditionell über die anderen und machen sie absichtsvoll klein. Worin die jeweilige Überlegenheit tatsächlich besteht, bleibt aber unklar. Sie ist wohl mehr gefühlt als real vorhanden.

Doch wenn sich im Witz ein Raucher, ein Alkoholiker und ein Schwuler begegnen, weiß man, dass es um einen Vergleich zwischen den Dreien gehen wird. Die Erzählform solcher Witze ist auch aus anderen Gebieten bekannt und standardisiert: Einer der im Witz genannten steht am Ende als der da, der die anderen beiden übertrumpft hat. Raucherwitze spielen verdächtig oft im Himmel oder in der Hölle. Ob man einst verfrüht dahin kommt oder ob sich das Laster in eine Suchthölle zu Lebzeiten verwandelt, ist bei jedem anders. Als Szenerie eignet sich der Himmel jedoch blendend, um dem Tod eine phantastisch absurde Note zu geben. Die eigene Sterblichkeit und schwere Erkrankungen in Folge des Rauchens können Raucher anscheinend leicht ausblenden. Wenn ein notorischer Raucher eine Schachtel Zigaretten kauft, muss er heutzutage mit den warnenden Aufdrucken leben, die ihn vom Qualmen abhalten sollen. Sie verfehlen leider meistens ihren Zweck. Im Witz lehnt ein einsichtsloser Raucher sogar die Annahme einer Zigarettenschachtel ab, die ihm eine Verkäuferin gereicht hat. Sie trug eine warnende Aufschrift in Richtung auf eine drohende Impotenz. Sagt der Raucher: "Ich habe heute Abend ein Rendezvous. Geben sie mir besser die Schachtel mit dem Krebs!"

Von klein auf an...

Wenn man die gängigen Raucherwitze durchsieht, fällt einem auf, dass Süchte einen anscheinend schon im Kindesalter faszinieren. Klein Fritzchen oder Klein-Erna sind bereits mit der heimlich gerauchten „Fluppe“ im Mund ausgerüstet und kommentieren das Erwischtwerden cool und witzig. Daher ist die Klientel, die man mit Raucherwitzen angreifen kann, praktisch unendlich. Immerhin addieren sich jene verzweifelten Raucher dazu, die ihrer Sucht versuchsweise etwas entgegensetzen möchten und kläglich scheitern. Last not least sind da auch noch jene, die einst Raucher waren, es aber nicht mehr sind - und die, die noch nie zur Zigarette griffen, sondern nur potenzielle Raucher darstellen. Frisch gebackene Raucher erkennt man im Witz daran, dass sie ihre Kekse im Aschenbecher ausdrücken. Gewohnheiten wie das Ausdrücken einer Zigarette oder das Ziehen an etwas sterben anscheinend nur langsam und bleiben dem, der sie ausführt, unbewusst. Ein wichtiges Thema und ein reiches Feld für Witzeleien gegen Raucher ist die mangelnde Toleranz gegenüber Rauchern. Die Trennung in Raucher- und Nichtraucherlokale ist ein neues Feld, in dem man Bonmots, Sprüche und Pointen lancieren kann. Seine Toleranz kann man auch so ausdrücken: "Wir haben absolut nichts dagegen, daß Sie hier rauchen - aber atmen Sie bitte nicht aus!" Gewitzter kann man einem Raucher nicht sagen, dass er unerwünscht ist. So sind es denn auch meistens als Witzelei oder Spruch verpackte Beschwerden, die ein Raucher zu hören bekommt. Nahe liegend ist aber auch, Raucher nach Typen zu unterscheiden. Der Marlboro-Man und der Camel-Raucher werden dann zum Klischeetypen, über den man Witze reißen kann. Sie verkörpern hier nicht nur die qualmenden Mitmenschen, sondern zusätzlich Stereotypen wie den "Cowboy" oder der "abenteuersüchtigen Weltenbummler". Besonders interessant sind Anekdoten und Raucherwitze über Prominente, die als notorische Raucher bekannt sind. Ein qualmendes Ehepaar wie Loki und Helmuth Schmitt bot die geeignete Fläche, um einige Raucherwitze zu ihren Lasten zu generieren. Es wurden sogar überaus witzige "Loki und Smoky"-Sketche in der WDR-Satire "Mitternachtsspitzen" lanciert. Inwieweit der Wahrheitsgehalt solcher Raucherwitze hoch ist, wissen nur die Götter. Vieles am Witz ist Zuschreibung und Behauptung. Solange die Witzeleien zu Lasten Prominenter witzig genug sind, erfreut es die Zuhörer umso mehr. Die Zigarre von Winston Churchill oder Ludwig Erhart blieb selbstverständlich nicht ohne einen Eingang in die Witzkiste der Geschichte. Inwieweit die Nichtraucherbewegung in den USA oder die Rauchverbotszonen in der deutschen Gastronomie bzw. in öffentlichen Gebäuden und Bahnhöfen die bereits gut gefüllten Witzvorräte der Raucherfraktion befruchten werden, bleibt abzuwarten.

Welche Elemente gehören zum Raucherwitz?

Klassische Raucherwitze sind durch bestimmte Elemente gekennzeichnet. Es geht um

  • den Akt des Rauchens an sich
  • um Markentreue, Machotum und Imagepflege
  • um Lebensgenüsse, Sterben und Tod
  • um Rauch als Symbol
  • um Suchtverhalten, Uneinsichtigkeit und Unverbesserlichkeit
  • um den Nichtraucher
  • um den Ex-Raucher
  • um den, der das erste Mal inhaliert
  • um Vergleiche zwischen einem Raucher und anderen Zeitgenossen

und ähnliches. Heutzutage kann man sich Raucherwitze sogar über eine App auf sein Handy holen und in Sekundenschnelle unter Tausenden von Interessenten über Twitter oder Facebook coole Rauchersprüche lancieren. Ob die Witzkultur sich in diesem und anderen Bereichen der Sprache durch moderne Medien und soziale Netzwerke ändert, bleibt abzuwarten. Zumindest Twitter empfiehlt sich wegen der erforderlichen Kürze der Texte als Medium für Sprüche. Auf Facebook hingegen kann man auch längere Raucherwitze posten. Ob Spott und Witzeleien je einem Raucher zum Aufhören verholfen haben, weiß man nicht.

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