Witze über Deutsche

Witze über uns Deutsche entstammen nicht notwendigerweise dem Fundus anderer Völker, obwohl es bekannt ist, dass man sich in anderen Völkern gerne über uns lustig macht. Das, was andere an uns seltsam oder witzig finden, entstammt den kulturellen und Wesensunterschieden, die verschiedene Völker aneinander feststellen. Da werden Bräuche oder Bekleidungen, Essgewohnheiten oder anderes seltsam gefunden. Prinzipiell kann man so ein Volk lächerlich machen und sich über seine angenommene "Primitivität" erheben. Zahlreiche Witze über uns Deutsche entstammen aber unserer eigenen Feder.


Witze über Deutsche

Die Eigenschaften der Deutschen als Witzthema

"Made in Germany" war einst ein internationales Gütekennzeichen, aber auch Grund für Witzeleien, denn der Deutsche galt in der Wirtschaft als Perfektionist. Die Figur des Deutschen machte auch in Kriegswitzen Furore, insbesondere wenn ein Deutscher, ein Franzose und ein Engländer oder Amerikaner in den Vergleich genommen wurden. Später übertrug man dieses Muster des direkten Nationalitätenvergleichs auch auf andere Themen als den Krieg. Man ließ Vertreter dreier Nationen in Prahlereien über wissenschaftliche Erfolge oder sexuelle Eroberungen ausbrechen. Auch der Rentnerwitz kam nicht ohne solche Kulturvergleiche aus. Er kolportierte beispielsweise, welchen Tätigkeiten Rentner aus England, Frankreich oder Deutschland nachgingen. Der Engländer schläft aus, trinkt ein Glas Whiskey und widmet sich dem Golfspiel, der Franzose schläft noch länger, trinkt Rotwein und widmet sich anschließend seinen Amouren - aber der Deutsche Frühaufsteher trinkt Herztropfen und kann das Arbeiten nicht lassen. Damit ist eine Neigung skizziert, an der durchaus ein wahres Korn ist. Als genusssüchtig ist der Deutsche nicht bekannt. Er verkörpert den Fleiß, die Disziplin, die Strebsamkeit, Korrektheit und Rechthaberei. Das klingt nicht recht nach einem sympathischen Zeitgenossen.

Humor und Humorlosigkeit

Obwohl wir große Humoristen hervorgebracht haben, gelten die Deutschen als humorlos und verbissen. Ob sie über die Deutschenwitze anderer Völker lachen können, ist Gott sei Dank auf deutscher Seite nie untersucht worden. Dass die Deutschen in britischen, französischen oder amerikanischen Witzen nie gut wegkommen oder gar als Unsympathen rüberkommen, kann man sich denken. Sämtliche ausländischen Klischees über die Deutschen werden im Witz verarbeitet. Da wir uns dies aber auch über andere erlauben, muss es hingenommen werden. Das Typische an Nationalitätenwitzen ist ja, dass man sich selbst als überlegen darstellen möchte. Wenn ein Deutscher wie Loriot uns als Witzfigur darstellt, geschieht dies mit viel mehr Zuneigung und einem Augenzwinkern. Vor allem aber macht Loriot sich selbst als Hauptdarsteller derart lächerlich, dass man unbeschwert über ihn lachen kann, selbst wenn man gewisse Eigenschaften hat, die er herausarbeitet. Man findet sich nicht als Feindbild dargestellt, sondern in seinen menschlichen Schwächen liebevoll auf die Schippe genommen. Typisch Deutsch ist beides - aber der Zweck der Witzemacherei ist jeweils verschieden. Die Deutschen sind nicht halb so humorlos, wie man ihnen nachsagt. Sie entsprechen der stark verkürzenden Klischeebildung genau so weit wie alle anderen Völker, über die Witze gerissen werden: ein bisschen.

Deutschland und die Deutschen im Witz

Deutsche können offen als solche bezeichnet oder ohne ausdrückliche Nennung ihrer Herkunft in den verschiedensten Witzformen vorkommen. Einige Witzformen sind sogar typisch. Deutsche tauchen unter anderem in

  • Nationalitätenwitzen im direkten Vergleich mit anderen Nationen auf.
  • Sie treten in regional typischen Witzen wie den Tante-Erna-Witzen oder Witzen über Klein Fritzchen auf.
  • Sie lieben bestimmte Autotypen wie im Manta- oder Trabant-Witz behauptet und verkörpern dabei bestimmte Charaktere.
  • Sie treten als typische Vertreter eines Bundeslandes oder einer Stadt auf in Bayernwitzen, Ostfriesenwitzen oder Berlinerwitzen.
  • Sie spielen in politischen Witzen oder Anekdoten die Hauptrolle.
  • Sie entblößen Eigenheiten durch Personen der Zeitgeschichte, beispielsweise durch Hitler, Bismarck, Boris Becker oder Max Schmeling
  • oder die Deutschen stellen in Kriegswitzen die Deppen dar

Dass es sogar Witze über die Gräuel der Nazizeit gibt, ist klar. Sie werden oft verdeckt gemacht und rühren erst nach dem Begreifen des Gesagten an das Grauen. Auf die harmlose Frage, wie viele Dresdner in einen Mini passen, lautet die makabre Antwort: 25.000, wenn er einen Aschenbecher hat. Das ist mehr als schwarzer Humor, es ist schlichtweg bösartig und makaber. Man darf aber annehmen, dass viele Jugendliche gar nicht begreifen, was sie da sagen.

Wenn einem das Lachen in Halse stecken bleibt

Geschichtliche Zusammenhänge wie die eben genannten werden zwar in der Schule gelehrt, aber das Interesse daran oder das Gefühl der Betroffenheit geht den jungen Menschen oft ab. Man möchte bewusst schockieren und lacht sich deshalb auch über vermeintlich witzige Videos schlapp, auf denen Unfälle mit schwer Verletzten zu sehen sind. Diese Tatsache wird aber bewusst herausgespiegelt. Vielleicht spielt auch eine gewisse Schadensfreude eine Rolle. Die Schmerzgrenzen haben sich in neuerer Zeit und vor allem durch das Internet deutlich verschoben. Der Deutschenwitz darf jedoch ätzend sein. Schwarzer und makabrer Humor thematisieren seit jeher gesellschaftliche Tabus wie Tod oder Krankheit. Das Lachen bleibt im Halse stecken, doch letzten Endes soll der Witz indirekt an den Ernst der Situation rühren, indem er schockiert. Im politischen Witz macht man sich über repressive Regimes oder Diktatoren lustig und nimmt ihnen durch verbale Respektlosigkeit für den Moment den Schrecken. Deutsche Kabarettisten oder Kolumnisten wie Tucholsky oder Kästner taten dies todesmutig auch während der Nazizeit. Im Witz konnte man politische Andeutungen verstecken, die jeder übersetzen konnte und verstand. Deutsche lachen auch heute gerne über Witze jeder Art und zeigen, dass sie dem Klischeebild des tumben, überkorrekten und humorlosen Deutschen aus dem Witz nur zum Teil entsprechen. Andererseits nehmen sie den Witz als narrative Erzählform so ernst, dass sie ihn im Rahmen der modernen Erzählforschung genauer auf seinen Gehalt, seine typischen Strukturen, seinen kulturellen und kommunikativen Wert untersuchen.

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