Fußballwitze

Angeblich ist Fußball die schönste Nebensache der Welt. Gut, dem ein oder anderen würden da vielleicht noch ein paar nette Nebensächlichkeiten einfallen, aber der Fußball ist eben ein König und der König hat immer recht. Aber sind Fußballwitze dann nicht so etwas wie Majestätsbeleidigungen? Dazu muss man vielleicht erst mal die Fußballwitze genauer analysieren. Quelle der Witze: Fussball Euro 2024 Forum


Fußballwitze

Wie viele Fußballerwitze gibt es eigentlich?

Mancher boshafte Zeitgenosse würde das mit einem knappen: „Gar keine“ beantworten und es damit begründen, dass die Geschichten alle wahr seien. Der Witz daran ist, dass es wohl gar kein Witz ist, denn tatsächlich stammen die größten Lacherfolge von Trainern, Fußballern, Schiedsrichtern und Funktionären. Das reicht vom trunkenen Schiedsrichter Ahlenfelder, der einst eine Halbzeit schon nach 32 Minuten abpfiff und sich hinterher damit rechtfertigte, dass Männer keine Fanta trinken, bis hin zur legendären Papierkugel die das Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen entschieden hat, nachdem sie den Ball abgelenkt hatte. Eine der bekanntesten Fußballanekdoten zeigt auf recht amüsante Weise, wie sich ein Histörchen zum Witz mausern kann. Die Legende sagt, dass Horst Szymaniak einst bei Vertragsverhandlungen von seinem Vereinschef das Angebot bekam, seine Bezüge würden um ein Drittel erhöht. Szymaniak habe das Angebot empört zurückgewiesen und mindesten „ein Viertel mehr“ verlangt. Gegen diese Geschichte ging der Nationalspieler sogar gerichtlich vor und erhielt Recht. Es wäre nun bei Strafe verboten gewesen, Szymaniaks merkwürdige Verhandlungsstrategie weiter zu verbreiten. Tatsächlich jedoch verzichtete der Fußballprofi darauf, Verstöße gegen dieses Verbot zu verfolgen. Mehr noch: Jahre später begann er diese Anekdote selbst weiter zu verbreiten – als Witz.

Wie komisch ist Fußball?

Die Komik im Fußball liegt ziemlich häufig im Auge des Betrachters. Zu den komischsten Szene in der Bundesliga gehört zweifellos die Situation, als dem Cottbusser Torwart Piplica ein Ball aus großer Höhe senkrecht auf den Kopf fiel und von da aus ins Tor sprang. Es gilt als das Eigentor des Jahrzehnts. Die Sache hat leider einen Haken: Sie lässt sich schwer in Worte fassen und schon gar nicht als Witz erzählen. Der Fußball selbst ist für den, der ihn betreibt und den, der ihn leidenschaftlich verfolgt stets eine ernste Sache. Komisch wird er meist für die, die ihn nicht verstehen oder nicht verstehen wollen. Die können sich dann in Form von Witzen trefflich über 22 Männer, die einer mit Luft gefüllten schweinsledernen Blase hinterher rennen, lustig machen. Umgekehrt sind es Fußballidioten, die es in manchen Witzen trifft, weil sie so bescheuert sind, dass sie nicht einmal Abseits verstehen. Zu den Stereotypen gehörte auch lange, dass sich Männer für Fußball interessieren und Frauen keine Ahnung davon haben. Mit den Erfolgen der Frauennationalmannschaft änderte sich das jedoch deutlich, kehrte sich sogar bis zur Frauenfußball-WM in Deutschland fast ins Gegenteil. Vor dem Turnier hatte das sogar einen Höhepunkt erreicht, als Anhänger des Frauenfußballs buchstäblich plakativ auf die Erfolge der Frauenmannschaft und die Misserfolge der Männerelf hinwiesen. Für viele Männer war das gar nicht komisch. Die Welt war für sie erst wieder in Ordnung, als das Team von Sylvia Neid völlig unplanmäßig bereits im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Japan raus flog. Da blühten schlagartig die Frauenfußball-Witze wieder auf, die längst in den Schubladen verschwunden waren. Aber auch für den Fußball gilt wohl die alte Lebensweisheit, nach der Schadenfreude noch immer die reinste Freude sei.

Wann sind Fußballer komisch?

Meistens, wenn sie singen. Belege der kompletten Unmusikalität lieferten in den sechziger Jahren bereits der Kaiser Franz Beckenbauer („Wahre Freunde kann niemand trennen“) und der Bomber der Nation, Gerd Müller („Da macht des bumm, krach und Tor“) ab. Beim Lokalrivalen der Bayern, bei 1860 München, besang sich derweil der Torwart Petar Radenkovic mit dem unvergessenen Titel: „Bin i Radi, bin i König“. Der Höhepunkt fußballerischer Sangeslust war zweifellos 1974 bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land erreicht. Da musste die DFB-Elf nicht nur auf dem Trainingsplatz und im Stadion ran. Auch im Tonstudio war damals der ganze Mann gefordert, als es darum ging, mit „Fußball ist unser Leben“, ein ganz besonders wertvolles Stück deutschen Liedgutes einzuspielen. Das Liedchen war von Jack White geschrieben worden und begründete eine wahrhaft grausame Tradition. Fortan mussten deutsche Nationalspieler vor jeder Weltmeisterschaft eigens komponierte Lieder singen. Erst 1998 machte der heute viel gescholtene Berti Vogts diesem Spuk ein Ende. Und heute wird darüber diskutiert, ob Nationalspieler die Nationalhymne mit singen müssen. Gemessen an der Historie ist das eigentlich für sich genommen auch schon wieder ein Witz.

Gibt es nun Fußballer-Witze oder nicht?

Schwer zu sagen. Viele Witze, die im Fußballer-Milieu spielen, bräuchten den Fußball gar nicht. Es sind da eher die Namen die zählen, wie etwa beim Lieblingswitz von Pierre Littbarski, der diesen Witz immer gerne und ausdauernd und vor allem mit sich selbst in der Hauptrolle erzählt, als er nämlich gemeinsam mit seinen Kollegen Lothar Matthäus und Thomas „Icke“ Häßler abends in eine Bar gekommen sei, habe er, Litti, zum Barkeeper gesagt: „Drei Kurze“. Der habe auf sie herunter geschaut und nur gemeint: „Das sehe ich selbst, aber was wollt ihr trinken.“ Der Witz würde sicher genau so gut mit drei kleinwüchsigen Politikern (Putin, Sarkozy, Berlusconi), Opernsängern oder Schauspielern funktionieren. Das schöne ist aber daran, dass sich hier dann einer selbst auf die Schippe nimmt. Nur – ein Fußballer-Witz ist das ja eigentlich nicht. Doch vielleicht braucht es ja auch keine Fußballerwitze, so lange die Kicker in den kurzen Hosen mit ihren schönen Statements nach dem Spiel Woche für Woche die Nation zum Grinsen bringen. Denn so kurz nach dem Spiel, aufgepumpt mit Adrenalin, purzeln die Worte dann schon mal irgendwie durcheinander. Wie sagte der ehemalige Stürmer und heutige Trainer des VfB Stuttgart, Bruno Labbadia: „Das muss man nicht so hochsterilisieren.“

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