Sarkastische Sprüche

Sarkastische Sprüche sind oft eine Form der Kritik an anderen Menschen oder Zuständen, die humorvoll bleibt und damit nicht als harscher Angriff aufgefasst werden kann. Sie leben von Spott und Ironie und stellen normalerweise keine direkte Aggression dar, da sie dem Gegenüber immer die Möglichkeit lassen, selbst auf ähnlich humorvolle Art zu antworten. Wie der Sarkasmus ursprünglich entstanden ist, ist unklar, da er schon in einigen der ältesten Dokumente der Menschheitsgeschichte zu finden ist und in den verschiedensten Kulturen anzutreffen ist. Wahrscheinlich stellt er damit eine der ältesten Formen des Witzes dar, die sich bis heute gehalten haben.


Sarkastische Sprüche

Besonders häufig sind sarkastische Sprüche in Kulturen, die eine Vorliebe für trockenen Humor haben, so wird beispielsweise der englische Humor oft mit Sarkasmus in Verbindung gebracht. Das bedeutet aber nicht, dass er dort auch unbedingt besonders hoch angesehen sein muss: Ein bekanntes englisches Sprichwort etwa bezeichnet den Sarkasmus sogar als die niedrigste Form des Witzes. Trotzdem ist er ausgesprochen beliebt, da er spontan und ungekünstelt entsteht und besonders gut dazu geeignet ist, die Komik von alltäglichen Situationen aufzuzeigen. Auch der Scharfsinn, der für einen gelungenen sarkastischen Spruch notwendig ist, spielt dabei eine Rolle, da er ein gutes Licht auf den Kommentierenden und alle diejenigen wirft, die den Witz verstehen.

Was Sarkasmus ist und wie er erkannt wird

Zu einem sarkastischen Kommentar gehört fast immer Ironie – es wird also etwas gesagt, das nicht wirklich so gemeint ist. Es muss allerdings nicht unbedingt das exakte Gegenteil des Gemeinten sein, auch maßlose Übertreibungen können einen sarkastischen Witz ausmachen. Normalerweise wird Sarkasmus als solcher kenntlich gemacht, um nicht als ernst gemeinte Aussage missverstanden zu werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Eine bestimmte Sprechweise, die als sarkastisch verstanden wird
  • Körperliche Signale, wie etwa ein vorwurfsvoller Blick oder übertriebene "Schauspielerei"
  • In der schriftlichen Kommunikation zum Beispiel Anführungszeichen um bestimmte Wörter oder das Nachäffen einer bestimmten Sprechweise

Diese Signale sind je nach Kulturraum unterschiedlich. In Europa ist es fast überall gängig, dass bei sarkastischen Kommentaren langsamer und in tieferer Tonlage gesprochen wird – dieser besondere Tonfall wird fast auf dem ganzen Kontinent als sarkastisch erkannt. Anders sieht es in Asien aus: In vielen chinesischen Dialekten werden sarkastische Witze normalerweise mit höherer Stimmlage gemacht. Solche Unterschiede führen dazu, dass Sarkasmus oft nicht von Menschen verstanden wird, die andere Signale gewohnt sind. Wer mit anderen Erkennungsmerkmalen aufgewachsen ist, wird die Ironie, die in solchen Kommentaren liegt, oft nicht erkennen, und sie daher für bare Münze nehmen. Der sarkastische Spruch wird dann oft als falsch oder sinnlos empfunden. Es ist möglich, dass Sarkasmus durch dieses Phänomen auch eine Technik ist, die eigene "Sippe" von anderen abzugrenzen.

Auch in der schriftlichen Kommunikation ist das Erkennen von Sarkasmus oft schwer, da es weniger allgemein bekannte "Markierungen" gibt. In Deutschland ist mindestens ein Fall eines Internetusers bekannt, der vor Gericht für einen beleidigenden Kommentar verurteilt wurde, der nach seinen eigenen Angaben sarkastisch gemeint war. Um solchen Missverständnissen vorzubeugen, behilft man sich oft mit eindeutigen Markierungen, wie etwa erfundenen html-Befehlen, die den Anfang und das Ende der ironischen Wendung markieren. Auch eigene Satzzeichen für Sarkasmus wurden schon entwickelt, so zum Beispiel ein spiegelverkehrtes Fragezeichen. Durchsetzen konnten sie sich bis heute allerdings nicht.

Das Verstehen von Sarkasmus ist Multitasking

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass zum Erkennen von Sarkasmus mindestens drei verschiedene Hirnregionen notwendig sind. Neben dem Erkennen des sprachlichen Inhalts eines sarkastischen Spruchs ist auch das richtige Einschätzen der Situation und das Verstehen der Absichten des Gegenübers notwendig. Dies ist nicht ohne Empathie möglich: Um Sarkasmus zu verstehen, muss man sich in das Gegenüber einfühlen können, um zu verstehen, wie und warum der Witz entstanden ist. Menschen, die mit solchen Prozessen Schwierigkeiten haben, tun sich oft schwer damit, sarkastische Kommentare richtig einzuschätzen – manche Autisten sind von diesem Problem ebenso betroffen wie Menschen, bei denen die betroffenen Hirnregionen beschädigt sind.

Dass Sarkasmus nicht immer eindeutig zu identifizieren ist, hat ihn aber auch in einem anderen Kontext zu einer beliebten Witzform gemacht: Er eignete sich stets dazu, Kritik an Politik und Gesellschaft zu äußern, ohne sich eindeutig angreifbar zu machen. Aus diesem Grund ist er ein besonders beliebtes Stilmittel für politische Witze, das unter repressiven Regierungen oft inflationär zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zu offener Kritik oder eindeutigen Satiren sind sarkastische Kommentare leicht so zu tarnen, dass sie nicht eindeutig nachgewiesen werden können, aber trotzdem von einer großen Zahl von Menschen verstanden werden. Dies ermöglicht politische Witze auf Kosten der Herrschenden, die nicht leicht sanktioniert werden können, aber eine große Verbreitung finden. In Ländern, die unter autoritären Regimen gelitten haben, ist sarkastischer Humor deswegen oft besonders ausgeprägt.

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